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Innere Antreiber: Wie sie dich vorwärts bringen und gleichzeitig stressen

Entdecke, wie deine inneren Antreiber deinen Stress beeinflussen und wie du sie besser nutzt, um deine Ziele auf gesunde Weise zu erreichen und Stress abzubauen.

Aktualisiert am 19/09/2024 von Bettina Kapfer

Inhaltsverzeichnis

Stress-Persönlichkeit?

Vielleicht hast du schon bemerkt, dass manche Menschen scheinbar unbeeindruckt durchs Leben gehen, während andere ständig gestresst sind.

Alles eine Frage der Persönlichkeit?

Nope.

So etwas wie eine „Stress-Persönlichkeit“, die jeden Stress auf die gleiche Weise erlebt, gibt es nicht. Wie Stress entsteht, und welche Symptome dazu gehören, kannst du gerne nochmals im Blogartikel zu den Grundlagen der Stressreaktion nachlesen.

Ich finde es nämlich sehr wichtig zu verstehen, was Stress eigentlich wirklich ist, und dass verschiedene Faktoren dazu beitragen können, wie wir mit Stress umgehen. Einschließlich unserer Persönlichkeit und unserer inneren Antreiber.

Und genau darum geht es auch in diesem Blogartikel: Um die Schnittstelle zwischen Persönlichkeit und Stressempfinden.

Vielleicht hast du dich auch schon einmal dabei erwischt, wie du dir eine oder mehrere der folgenden Fragen gestellt hast: 

In diesem Blogartikel geht es daher darum, wie du deine Persönlichkeitsmerkmale und deine inneren Antreiber erkennen und nutzen kannst, um Stress zu reduzieren und eine gesunde Balance zu finden.

🧐 Was sind denn jetzt aber eigentlich innere Antreiber?

Innere Antreiber

Die Transaktionsanalyse ist eine Theorie der Psychologie, die sich mit der Analyse menschlicher Kommunikation beschäftigt. Sie geht davon aus, dass wir alle verschiedene Teile in uns haben, die uns beeinflussen und steuern.

Und da sind wir ja auch schon bei des Pudel’s Stress-Kern. 

Konkret beschreibt die Transaktionsanalyse sogenannte „Inneren Antreiber“, die unser Denken und Handeln bestimmen. Die uns dazu bringen, bestimmte Dinge zu tun oder zu lassen. Insgesamt gibt es fünf dieser Antreiber:

  1. Sei perfekt!
  2. Sei stark!
  3. Sei schnell!
  4. Mach es anderen recht!
  5. Streng dich an!

Sei perfekt!

Der erste Antreiber ist der Wunsch, perfekt zu sein bzw. von anderen so wahrgenommen zu werden.

Menschen, die von diesem Antreiber gesteuert werden, haben oft hohe Ansprüche an sich selbst und sind sehr selbstkritisch. Sie streben danach, alles richtig zu machen und keine Fehler zu machen. Dies kann jedoch auch dazu führen, dass sie sich ständig unter Druck setzen und sich selbst überfordern.

Um Stress zu reduzieren, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Perfektion nicht möglich ist und dass Fehler menschlich sind. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, und sagen, dass wir aus Fehlern oft mehr lernen, als wenn wir uns zurück genommen, und manches erst gar nicht ausprobiert haben.

Ja, auch ich Sicherheits-Mensch. Better safe than sorry hört man von mir durchaus öfters mal. Aber ein bisschen was trauen darf man sich schon.

Da fällt mir auch ein netter Spruch ein, den ich mal in einem Glückskeks hatte:

Darüber hinaus hat Perfektionismus auch noch ein paar weitere ungewollte Nebeneffekte. Prokrastination zum Beispiel. Damit ist das [eigentlich ungewollte] Aufschieben von Aufgaben gemeint. Die hohen Ansprüche führen dann dazu, dass man aus Angst, nicht perfekt zu sein, gar nicht erst anfangen kann.

Ich selbst habe auch hohe Ansprüche an die Qualität meiner Arbeit. Aber seitdem ich selbständig bin, geht es sich einfach zeitlich nicht aus, alle Aufgaben perfekt zu machen. Darum versuche ich es jetzt mit dem Motto: „Progress, not perfection“.

Jaaa ok, erwischt.

Wahrscheinlich ist die Wahrheit irgendwo näher bei „Progress and a little perfection“ 😜 Aber ich glaube du weißt, was ich meine. Nämlich, dass ich aktiv am „good enough“ arbeite.

 

Mehr zum Thema Prokrastination kannst du im Blogartikel „Aufschieberitis überwinden: Endlich Schluss mit Prokrastination“ nachlesen.

Sei stark!

Der zweite Antreiber ist der Wunsch, stark zu sein. Menschen, bei denen dieser Antreiber sehr aktiv ist, zeigen oft wenig Emotionen und verstecken ihre Schwächen. Sie glauben, dass sie alles alleine schaffen müssen und zeigen nur selten ihre Verletzlichkeit. Dies kann jedoch dazu führen, dass sie sich einsam und isoliert fühlen.

Bestimmt hat es Zeiten gegeben, in denen es besonders wichtig war, stark zu sein. Darum kann es oft schwierig sein zu erkennen, dass dieser Antreiber in manchen aktuellen Situationen nicht mehr so gebraucht wird. Und stattdessen das Stesslevel erhöht, weil man sich nicht erlaubt, um Hilfe zu fragen.

🧠 Ich habe gelernt: Es ist eine meiner Stärken, dass ich erkenne, wann ich mir Hilfe suchen sollte.

Mit der richtigen Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt geht es nämlich nicht nur leichter. Es kann auch Prozesse beschleunigen, und dabei helfen, Fähigkeiten und Kenntnisse so viel schneller umzusetzen, als man das alleine je schaffen könnte.

Ich denke dabei an die vielen Stunden Coaching, die ich mir bisher gegönnt habe. Sowohl Coaching zur Persönlichkeitsentwicklung, und um meine Antreiber-Seiten in den Griff zu bekommen.

Und auch Business-Coaching, weil die Selbständigkeit halt doch ein starker Kontrast ist zum Angestellten-Verhältnis. Da war gerade zum Start so viel Neues zu berücksichtigen. Ohne Hilfe wäre ich wahrscheinlich in die Schockstarre und oder Verzweiflung verfallen.

Also: Hilfe suchen ist stark! 💪

Sei schnell!

Der dritte Antreiber ist der Wunsch, schnell zu sein.

Menschen, bei denen dieser Antreiber stark ausgeprägt ist, sind oft ungeduldig und wollen alles sofort erledigen. Sie haben oft Schwierigkeiten, abzuwarten und planen nicht gerne langfristig. Das kann jedoch dazu führen, dass sie wichtige Dinge übersehen und unüberlegte Entscheidungen treffen.

Um Stress zu reduzieren, ist es wichtig, zu lernen, geduldig zu sein und sich Zeit zu nehmen, um die Dinge richtig zu planen und zu erledigen.

Ich selbst fühle mich bei der Beschreibung „ungeduldig, und alles soll sofort passieren“ sehr ertappt. Zugleich liebe ich es aber zu planen. Ob kurz– oder langfristig ist mir da eigentlich egal. Halt immer mit dem Horizont, den es eben braucht…

Aber….sobald der Plan steht, setzt die Ungeduld ein. Und ich kann es kaum abwarten, dass endlich etwas weitergeht. 😅

Am Schreibtisch führt das dazu, dass ich am liebsten die kleinen Dinge erledige, die sich ganz schnell von der To-do Liste streichen lassen. Blöderweise sind das nicht unbedingt auch die wichtigsten Dinge. Kennt man ja – das wirklich Wichtige braucht einfach mehr Denk-Zeit.

Also diesen Antreiber muss ich regelmäßig im Zaum halten, gerade wenn viele Aufgaben auf mich warten, und ich nicht einfach herumtrödeln sollte.

Darum beschäftige ich mich auch so gerne mit verschiedenen Methoden des Zeitmanagements.

Falls das für dich auch ein Thema ist, empfehle ich dir den Blogartikel zu den 26 effektiven Zeitmanagement-Methoden für weniger Stress. Darin findest du auch einen Abschnitt zu Stephen Corvey, und wie er die Eisenhower-Matrix neu interpretiert. Genial!

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Mach es anderen recht!

Der vierte Antreiber ist der Wunsch, es anderen recht zu machen. Menschen, die von diesem Antreiber gesteuert werden, haben oft Schwierigkeiten damit, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu äußern bzw sich zu erfüllen.

Sie setzen die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen und haben Angst davor, abgelehnt zu werden. Dies kann jedoch dazu führen, dass sie sich selbst vernachlässigen und unglücklich werden.

Um Stress zu reduzieren, ist es wichtig, zu lernen, für sich selbst einzustehen und sich selbst wichtig zu nehmen. Auch Selbstfürsorge kann ein Punkt sein, der gut wäre, zu lernen.

Falls das ein Thema bei dir aus, schau auch gerne im Blogartikel: Wie Verständnis fürs „Ja“ dabei hilft, „Nein sagen” zu lernen vorbei.

Streng dich an!

Der fünfte Antreiber ist die Überzeugung, dass man sich anstrengen muss.

Menschen, die von diesem Antreiber gesteuert werden, haben oft hohe Ansprüche an sich selbst und setzen sich hohe Ziele.

Sie glauben, dass Erfolg nur durch harte Arbeit erreicht werden kann und sind bereit, viel dafür zu opfern. Das kann jedoch dazu führen, dass sie sich ständig unter Druck setzen und sich selbst überfordern.

Um Stress zu reduzieren, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass nicht jeder Erfolg nur durch harte Arbeit erreicht werden kann und dass es auch wichtig ist, sich Auszeiten zu gönnen.

Wenn du dich davon angesprochen fühlst, dann habe ich einen kleinen Tipp für dich: Bevor du ein neues Vorhaben beginnst, oder eine Aufgabe übernimmst, halte kurz inne. Und nimm dir Zeit, um ein realistisches Ziel dafür zu formulieren.

Damit vermeidest du von Beginn an Überforderung, und kannst trotzdem hart für dein Ziel arbeiten. Weil du ja schon von Beginn weg Hindernisse und Einschränkungen beim Realitäts- und Machbarkeits-Check berücksichtigt hast.

Eine ganz simple Anleitung für Ziele ist die weit verbreitete SMART-Formel für Ziele. Wofür dieses Akronym steht, und ein Plädoyer für „happy Ziele“ kannst du im Blogartikel zum motiviert bleiben mit SMARTen Zielen nachlesen

Das Akronym SMARTe Ziele steht dafür, dass Ziele spezisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminisiert sein sollten, damit Ziel wirklich erreicht werden

Zusammengefasst bedeutet das, je nachdem welche deiner Antreiber wie stark ausgeprägt sind -auch zum Beispiel aufgrund von Glaubenssätzen oder Mottos in deiner Herkunftsfamilie oder Umgebung – kann das in einer auf die Dauer ungesunden Stressbelastung enden.  

Zum Beispiel kann der Drang, perfekt zu sein, dazu führen, dass du dich übermäßig kritisch mit dir selbst auseinandersetzt und dir selbst hohe Erwartungen setzt, die schwer zu erfüllen sind. Oder wenn du immer versuchst, es allen recht zu machen, könnte es sein, dass du dich übermäßig aufopferst und deine eigenen Bedürfnisse vernachlässigst.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, welche inneren Antreiber in deinem Leben eine Rolle spielen und auf welche Art und Weise sie deinen Stress beeinflussen.

Weil wenn du das erkennst, hast du es wieder in der Hand: du kannst lernen, deine Antreiber zu kontrollieren und so zu steuern, dass sie dir dienlich sind.

Eine one size fits all Lösung gibt es hier leider nicht. Aber dafür kannst du dir deine eigene Lösung, die zu dir, deinen Antreibern und deinem Leben passt, erarbeiten.  

Persönlichkeit und Stress

Aber nicht nur unsere inneren Antreiber können unseren Stress beeinflussen. Auch unsere Persönlichkeitseigenschaften, wie die Big Five Persönlichkeitseigenschaften, spielen eine wichtige Rolle.

Wie der Name schon sagt, ist es eine Theorie, die besagt, dass sich die Persönlichkeit aller Menschen anhand von fünf verschiedenen Merkmalen erklären lässt.

Das sind:

Offenheit ist die Fähigkeit, neue Erfahrungen zu schätzen und sich auf Veränderung einlassen zu können.

Gewissenhaftigkeit ist ein Begriff, der sich bereits aus dem üblichen Verständnis des Wortes ergibt: die Fähigkeit, organisiert und diszipliniert zu sein.

Extraversion bedeutet, aktiv und gesellig zu sein.

Verträglichkeit ist auch selbsterklärend und meint, mit anderen gut auszukommen, und auch mitfühlend, empathisch zu sein.

Neurotizismus stellt darauf ab, ob Emotionen wie Angst und Ärger gut reguliert werden können.

Diese Persönlichkeitseigenschaften sind wichtig, weil sie uns helfen können, unsere Stärken und Schwächen besser zu verstehen und unsere Persönlichkeit zu entwickeln. Indem wir uns bewusst machen, welche Eigenschaften wir haben, können wir auch lernen, unsere Reaktionen auf bestimmte Situationen besser zu kontrollieren und somit Stress zu reduzieren.

Wenn du beispielsweise eine Person mit hoher Gewissenhaftigkeit bist, dann tendierst du dazu, diszipliniert und organisiert zu sein. Das kann dazu führen, dass du dich übermäßig stresst, wenn du eine Aufgabe nicht pünktlich erledigen kannst.

Indem du dir bewusst machst, dass es nicht immer notwendig ist, perfekt zu sein und dass es auch in Ordnung ist, wenn du mal einen Termin verschieben musst, kannst du deinen Stress reduzieren. Das deckt sich ziemlich mit dem „Sei perfekt! Antreiber“…

Stress entgegen wirken

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch einzigartig ist und dass unsere Persönlichkeiten und inneren Antreiber in Kombination mit unseren individuellen Lebensumständen und Erfahrungen unseren Stress beeinflussen.

Es gibt also kein Allheilmittel, um Stress zu reduzieren, aber es gibt einige allgemeine Strategien, die für viele Menschen hilfreich sein können.

Eine dieser Strategien ist zum Beispiel Achtsamkeit. Indem du lernst, deine Gedanken und Gefühle bewusst wahrzunehmen, kannst du besser verstehen, wie dein Verstand und Körper auf Stress reagieren. Auf diese Weise kannst du frühzeitig erkennen, wann du gestresst bist und welche Antreiber dazu beitragen, und kannst dann gezielt gegensteuern.

Eine weitere Strategie ist Selbstfürsorge. Indem du dir Zeit für dich selbst nimmst, dich ausreichend erholst und auf deine körperliche und geistige Gesundheit achtest, kannst du deine Widerstandsfähigkeit gegen Stress stärken. Dazu gehören beispielsweise Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation, aber auch ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung.

Hole dir Unterstützung

Es ist auch hilfreich, sich Unterstützung von anderen zu holen, sei es von Freunden, Familie oder auch professionelle Unterstützung. Indem du mit anderen über deine Stressoren sprichst, kannst du eine Perspektive von außen gewinnen und neue Lösungsansätze entwickeln.

Es kann auch sehr entlastend sein, sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und von deren Erfahrungen zu lernen.

Insgesamt ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Stress ein normaler Teil des Lebens ist und dass es kein Zeichen von Schwäche ist, sich Hilfe zu holen. Indem du deine Persönlichkeit und inneren Antreiber besser verstehst und gezielt gegensteuerst, kannst du Stress reduzieren und eine gute Balance finden. Stichwort „Gesunde Erfolge“.

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Mag. Bettina Kapfer, MSc.

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