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Was tun bei Verdacht auf Burnout? Symptome erkennen und handeln

Mehrere Streichhölzer liegen nebeneinander, davon sind einige bereits abgebrannt, während ca. die Hälfte gerade noch in voller Flamme steht.
Ist mein tagtägliche Stress eigentlich noch "normal"? Oder könnte das schon Burnout sein? Hier die wichtigsten Symptome und Anzeichen eines Burnouts für eine rasche Selbsteinschätzung.

Aktualisiert am 28/02/2024 von Bettina Kapfer

Inhaltsverzeichnis

Die wichtigsten Warnzeichen von Burnout

Für alle, die nur wenig Zeit haben, sind im grauen Kasten unter diesem Absatz in aller Kürze die wichtigsten Warnzeichen von Burnout zusammengefasst.

 

  • Abschalten gelingt nicht mehr, die Arbeit wird mit in den Feierabend, ins Wochenende, in den Urlaub genommen. Die Gedanken kreisen nur noch um berufliche Themen. Schlafprobleme können folgen
  • Erholungszeiten reichen jetzt nicht mehr, ohne dass dafür ein Grund ersichtlich ist
  • Erholungs-Aktivitäten werden gestrichen, weil entweder die Energie dafür fehlt, oder weil die Zeit in die Arbeit gesteckt wird, um einen Leistungsabfall auszugleichen
  • Gefühl der reduzierten Leistungsfähigkeit im Vergleich zu früher
  • Probleme mit der Konzentration
  • Soziale Probleme und Konflikte nehmen zu
  • Ablehnung und Abwertung von anderen Menschen im Arbeitskontext
  • Anhaltende körperliche Beschwerden (ärztliche Abklärung!) wie Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden, Verdauungsprobleme, Libidoverlust,…

 

Und wenn da jetzt bei einigen Punkten ein *hmpf,..ja irgendwie schon…vielleicht ist da was…* kommt…Dann ab zur Hausärzt*in des Vertrauens. ALLE Symptome schildern (ausführliche Details zu den Burnout-Symptomen gibt es weiter unten) und abklären lassen.

Was ist Burnout eigentlich?

Die meisten von uns verwenden die Bezeichnung „Burnout“ im Alltag dann, wenn wir ausdrücken wollen, dass jemand im Beruf „ausgebrannt“ ist.

Oft hört man auch, dass die Person zu viele Stunden in der Woche gearbeitet, oder den Stress einfach nicht mehr ausgehalten hat.

Burnout als Mix verschiedener Symptome

Tatstächlich leiden von Burnout Betroffene oft unter einer ganzen Reihe von verschiedenen körperlichen, geistigen und emotionalen Symptomatiken und Problemen.

Wichtiger als ein (oft ohnehin wissenschaftlich nicht fundierter!) Selbsttest im Internet ist daher aus meiner Sicht, zu wissen, wie Burnout sich äußern KANN. Und Warnsignale ernst zu nehmen.

Denn Burnout ist sehr vielschichtig, und schleicht sich langsam ins Leben ein. Es ist nicht wie ein Knochenbruch oder Bänderriss, wo man eindeutig weiß, dass da von einer Sekunde auf die andere etwas nicht mehr in Ordnung ist. Eins kommt zum anderen…

Stress hat man ja ohnehin immer im Leben. Und dass auch der Job manchmal nervt, ist ganz normal. Oder sagen wir mal lieber „üblich“.

Selbstverständlich darf man auch mal gereizt sein. Und die Wochenenden sind ja eh immer zu kurz, um richtig zu entspannen, oder? Der nächste Urlaub kommt ja eh…

Dann wären da noch die Schlafprobleme. In der Beziehung kriselt es, dazu kommt sexuelle Unlust.

Rückenschmerzen, Schwindel, Gedankenkreisen, und und und. Alles noch normal – oder? Oder?

Ich verspreche, die Übersicht über die Phasen von Burnout und die Details der verschiedenen Burnout-Symptome kommen gleich.

Aber die Juristin in mir MUSS einfach mit der Definition beginnen – und da werden ja eh auch die wichtgsten Elemente von Burnout beschrieben, nur noch nicht so im Detail wie dann weiter unten. First things first! 😉

Definition von Burnout

Um psychische Erkrankungen einordnen und diagnostizieren zu können, gibt es internationale Klassifikationssysteme (zB aktuell das ICD-11).

Auch Burnout wird im ICD-11 erwähnt, aber nicht als (eigenständige) Krankheit. Burnout wird „nur“ als arbeitsplatzbezogenes Phänomen beschrieben. Als ein Faktor, der den Gesundheitszustand beeinflusst.

Definition von Burnout gem. ICD-11

„Burnout ist ein Syndrom, das durch chronischen arbeitsplatzbezogenen Stress entsteht, der nicht erfolgreich bewältigt werden konnte. Burnout lässt sich anhand von 3 Dimensionen charakterisieren:

    1. Energieverlust oder Erschöpfung
    2. Steigende mentale Distanzierung vom Job, oder negative Gefühle bzw. Zynismus in Bezug auf den Job
    3. Reduzierte berufliche Leistungsfähigkeit

Ursachen von Burnout

Nature or nurture?

Die Veranlagung, die Disposition für ein Burnout ist weder angeboren, noch sind allein die Arbeitsbedingungen schuld.

Die Frage nach „nature or nurture“ ist wie so oft so zu beantworten: Es ist eine Wechselwirkung.

Burnout entsteht durch Wechselwirkungen

Burnout entsteht durch eine Wechselwirkung der individuellen Disposition mit den vorherrschenden Arbeitsbedingungen und Lebensumständen. 

Das können beispielsweise sein:

  • Persönliche Faktoren: Perfektionismus, Schwierigkeiten „Nein“ zu sagen, mangelnde Erholungszeiten, psychische oder körperliche Vorerkrankungen
  • Berufliche Faktoren: unrealistische Erwartungshaltung von Vorgesetzten, Zeitdruck, fehlende Autonomie, Konkurrenzdruck, unsichere Zukunftsperspektiven, Sinn der Tätigkeit nicht erkennbar
  • Private Faktoren: finanzielle Lage, Betreuungspflichten, nicht belastbares soziales Netz
  • Gesellschaftliche Faktoren: Erfüllung von (stereotypen) Rollenerwartungen, Leistungsanforderungen, Arbeitsmarkt

Viele Faktoren wirken zusammen

All diese Faktoren können als Belastungen zusammenwirken. Entscheidend für die individuelle Reaktion ist, ob die Person genügend Ressourcen hat. Wobei es sich dabei nicht um eine objektive Aussage handelt.

Letztlich kommt es auf die subjektive Einschätzung an, ausreichend Kapazitäten zur Bewältigung von Aufgaben bzw. Problemen zu haben, vergleichbar mit der Entstehung von Stress.

Man spricht ja auch davon, dass Burnout dann entsteht, wenn Dauerstress nicht mehr bewältigt werden kann. 

Symptome bei einem Burnout

Es gibt Listen von Burnout-Symptomen mit bis zu 130 Symptomen (vgl. Schaufeli und Enzmann, 1998). Die Wahrscheinlichkeit, ein oder mehrere davon bei sich selbst festzustellen ist dann schon relativ hoch. Damit ist glaube ich niemanden wirklich geholfen.

Eine der gängigsten Kategorisierungen, der auch die ICD-11 Definition von Burnout folgt, ist jene von Christina Maslach et. al.

Die Merkmale von Burnout werden in die drei Kategorien eingeteilt:

„Emotionale Erschöpfung“

„Depersonalisation“

„Reduzierte Leistungsfähigkeit“

Emotionale Erschöpfung

Emotionale Erschöpfung ist mehr als bloße körperliche Müdigkeit nach einer Anstrengung. Es handelt sich dabei um eine Überlastung auf Ebene der Gefühle, die sich beispielhaft so äußern kann:

  • Überforderung in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen / in sozialen Arbeitskontexten
  • Gefühle werden nur noch begrenzt zugelassen
  • Negative Gefühle in Bezug zur Arbeit nehmen Überhand (Ärger, Frust, Unzufriedenheit,…)
  • Entwicklung von Ängsten (zB Befürchtung, die Arbeit nicht mehr zu schaffen)
  • Gefühl von Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit
  • Innere Unruhe und Anspannung

Depersonalisation

Das Symptom der Depersonalisation im Zusammenhang mit Burnout wird auch Dehumanisierung genannt. Gemeint ist eine negative Einstellung zur Arbeit, bzw. insbesondere zu den Menschen, mit denen man im Arbeitskontext zu tun hat. Das können sowohl Vorgesetzte, Kolleg*innen oder Kund*innen udgl. sein.

  • Kaltes, unpersönliches Verhalten
  • Distanzierte, unpersönliche Gespräche
  • Zynismus und Sarkasmus in Bezug auf andere Menschen im Arbeitsumfeld
  • Schuldzuweisungen für die eigenen Schwierigkeiten
  • Verringertes Interesse an der Arbeit und den Ergebnissen der Arbeitstätigkeit

Während insb. die körperlichen Symptome bei Burnout oftmals schwer von einer „normalen“ Stressreaktion abzugrenzen sind, ist das Symptom der Depersonalisation viel deutlicher einem Burnout zuzuordnen.

Reduzierte Leistungsfähigkeit

Das dritte Burnout-Symptom ist das Gefühl der reduzierten beruflichen Leistungsfähigkeit bzw. Kompetenz. In der Forschung ist dabei noch nicht ganz klar, ob es sich dabei um eine Folge von Burnout handelt, oder ob es sich dabei nicht sogar um eine Ursache handelt.

Kann eine Person berufliche Erfolge nicht (mehr) wahrnehmen, so führt dies zum Gefühl der Inkompetenz, und in der Folge zu einer negativen Selbstwahrnehmung. Anstatt Ziele zu verfolgen, haben Betroffene ihren Fokus auf allem, was nicht gut läuft. Das Gefühl des Versagens führt zu Erschöpfung, und dazu, dass Betroffene tatsächlich (qualitativ, quantitativ oder zeitlich) weniger leisten.  

Körperliche Symptome

Chronischer (arbeitsbezogener) Stress führt zu Burnout. Mehr zu den körperlichen Symptomen der Stressreaktion finden Sie im Blogartikel zu den Grundlagen der Stressreaktion.

Als Literaturempfehlung möchte ich an dieser Stelle Katharina Kitze „Burnout – Grundlagen und Handlungswissen für soziale Berufe“ erwähnen. Die obenstehenden Ausführungen sind daran angelehnt.

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„Normaler“ Stress oder Burnout?

Nicht jedes Stress-Symptom ist schon gleich eine Vorstufe von Burnout. Es gibt ein paar Punkte, um Burnout von „normalem“ Stress abzugrenzen. Und dafür braucht es auch keinen Burnout-Test…

Kurzfristiger Stress ist normal

Mir ist wichtig festzuhalten, dass Stress grundsätzlich ganz normal ist. Stress gehört zu unser aller Leben einfach dazu, er lässt sich nicht komplett vermeiden.

Bereits im Mutterleib entwickelt unser Körper unser biologisches „Stresssystem“ – es ist so wichtig, dass es bereits in utero vorbereitet wird!

Wichtig ist jedoch zu erkennen, ob es sich nur um kurzfristigen Stress handelt, den wir gut bewältigen können. Also ob es stressige Phasen sind, auf die dann Erholungsphasen folgen. Denn das ist eben „normaler“ Stress.

Chronischer Stress schädigt die Gesundheit

Aber es gibt eben leider auch chronische Stressbelastungen, ohne zwischenzeitliche Erholung.

Fun fact: Bereits bevor ein Burnout vorliegt, sollte man sich um diese Belastungen kümmern. Es ist nämlich nicht normal, dauerhaft Stresssymptome zu haben.

Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, verspannter Nacken, verstärktes Schwitzen, Libidoverlust und noch vieles mehr (siehe Blogartikel zur Stressreaktion) sind vielleicht in unserer stressgeplagten Gesellschaft üblich – aber nicht normal und schon gar nicht gesund!

Symptome ernst nehmen

Und auf keinen Fall sollte man mit derartigen Symptomen so weiter machen wie bisher. Im ersten Schritt empfiehlt sich IMMER eine ärztliche Abklärung.

Erste Anlaufstelle ist in Österreich normalerweise ein*e Allgemeinmediziner*in. Im Idealfall ist das jemanden, der zuhört und sich auch die Zeit nimmt, nachzufragen. Aber erfahrungsgemäß ist das leider oftmals nicht der Fall.

Aber davon sollte man sich trotzdem nicht abhalten lassen. Es ist wichtig, dem Arzt, der Ärztin von ALLEN Symptome zu berichten. Auch wenn vielleicht „nur“ eine Verdauungsproblematik Anlass für den Arztbesuch ist.

Dass der Arzt, die Ärztin sich ein umfassendes Bild machen kann, ist wichtig– auch wenn es Themen sind, die man nicht so gerne anspricht, wie zB Probleme in der Sexualität.

Symptome, die eher für ein Burnout sprechen

Wie bereits beim Punkt Burnout-Symptome beschrieben, ist das Merkmal der Depersonalisation jenes, das bei einer „normalen“ Stressreaktion nicht auftritt. Auch Gefühle der Hilflosigkeit oder sogar Hoffnungslosigkeit sprechen für ein Burnout.

Erschöpfung bei Burnout ist auch nicht nur rein körperlich oder geistig, sondern zusätzlich auf emotionaler Ebene angesiedelt.

Klassisch ist, dass es Betroffenen nicht mehr gelingt, sich ausreichend zu erholen. Es folgt eine Abwärts-Spirale bei der Leistungsverlust durch Mehrarbeit ausgeglichen werden soll. Es gelingt keine (ausreichende) Erholung mehr, wodurch noch weniger geleistet werden kann,…usw. usf.

Diese schleichende, meist kontinuierliche Verschlechterung wird im 12-Phasen-Modell des Burnouts sehr plastisch beschrieben:

12-Phasen-Modell des Burnouts

Das 12-Phasen-Modell des Burnouts wurden von Freudenberger und North in ihrem Buch „Burn-out bei Frauen: Über das Gefühl des Ausgebranntseins“ erstmals 1992 beschrieben. Beim 12-Phasen-Modell werden die Stadien von Burnout dem Namen entsprechend sehr detailliert in 12 Schritte zerlegt.

Die 12-Phasen des Burnouts

Phase Bezeichnung Beschreibung
Phase 1 Zwang, sich zu beweisen Ehrgeiz und Perfektionismus werden im Job ausgelebt
Phase 2 Verstärkter Einsatz Schwierigkeiten zu delegieren, weil alles selbst und am besten sofort erledigt werden soll
Phase 3 Vernachlässigung eigener Bedürfnisse Ungesunder Lebensstil, eigene soziale und sonstige Bedürfnisse werden vernachlässigt; erste Fehler schleichen sich ein
Phase 4 Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen Soziale Konflikte werden ebenso wie körperliche Symptome ignoriert; Fehlleistungen werden häufiger
Phase 5 Umdeutung von Werten Abstumpfung gegenüber sozialem Umfeld; ehemals wichtige Dinge treten hinter der Arbeit zurück
Phase 6 Verleugnung von Problemen Zunehmende Abkapselung; Ungeduld, Intoleranz und Aggressivität im Umgangston; körperliche Beschwerden und Leistungseinbußen werden deutlich
Phase 7 Sozialer Rückzug Umfeld wird als belastend erlebt; Kritik wird nicht angenommen; Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit tritt auf; Dienst nach Vorschrift
Phase 8 Änderung des Verhaltens Zunehmende Apathie; jede zusätzliche Arbeitsanforderung wird als Belastung empfunden; Ausflüchte werden gesucht
Phase 9 Depersonalisation Gefühl, „funktionieren zu müssen“; Sinnfrage stellt sich, Vernachlässigung von Gesundheit; Probleme bei sozialen Kontakten ( vgl. Depersonalisation im Sinn von Maslach)
Phase 10 Innere Leere Betroffene sind mutlos und fühlen sich leer, nutzlos, ausgezerrt, ängstlich bis panisch; Phobien und Panikattacken können auftreten
Phase 11 Depression Es können depressive Symptome wie Verzweiflung, Selbsthass, Erschöpfung etc. auftreten; Wunsch, nicht mehr aufwachen zu müssen bis hin zu Suizidgedanken
Phase 12 Völlige Erschöpfung Psyischer und physischer Zusammenbruch. Nichts geht mehr
Tabelle nach Katharina Kitze, Burnout (2022, S 50)

Grenzen psychologischer Theorien und Modelle

An diesem Modell kann man sich sicherlich gut anhalten, wenn man sich selbst und das eigene Befinden einordnen möchte. Wie immer ist wichtig, dass man die Beschreibung nicht 1:1 für die ultimative Wahrheit ansieht.

Sondern es als das nimmt, was es ist: ein abstraktes Erklärungsmodell, das im Einzelfall aber gar nicht (exakt) zutreffen muss. Nur weil man sich in manchen Beschreibungen wiederfindet, heißt das noch nicht, dass ein Burnout vorliegt.

Umgekehrt kann ein Burnout auch vorliegen, obwohl mache Stufen nicht durchgemacht wurden, und nicht alle Punkte erfüllt sind

Wichtig ist, sich an eine Ärzt*in des Vertrauens zu wenden, um die körperlichen Symptome abklären zu lassen.

Und an ein*e Psycholog*in / Therapeut*in des Vertrauens, um an den auslösenden Faktoren etwas zu verändern. Zum Beispiel bessere Stressmanagement-Fähigkeiten oder Möglichkeiten zur Entspannung zu erlernen. Glaubenssätze zu überdenken und verändern. Da gibt es vieles, woran man in einem Anti-Burnout-Coaching arbeiten kann!

Woher weiß ich, ob ich Burnout habe?

Das ist eine gute Frage.

Eine Google Suche inkl. Lesen eines Blogartikels über Burnout sind schon einmal ein deutliches Signal, dass da etwas ist.

Die meisten von uns spüren es deutlich, wenn etwas nicht stimmt. Vielleicht ist es noch ein grummeliges Gefühl, das man nicht so recht zuordnen kann. Aber dass da was ist, das merken wir meistens…

Ich möchte eine kurze Geschichte erzählen, wie eine sehr kluge Ärztin mir mit einem kleinen Satz ganz viel Vertrauen in meine Körperempfindungen gegeben hat.

Der Auslöser für den Besuch bei der Ärztin liegt schon ein bisschen zurück. Ich hatte damals ich ein wirklich unangenehmes Brennen und Kratzen im linken Auge.

Zuerst habe ich ein paar Tage öfters als sonst Augentropfen verwendet. Und meine Probleme einfach darauf geschoben, dass wohl meine Augen trockener als sonst sind.

Ergebnis: das Kratzen wurde immer schlimmer wurde, und ich habe begonnen mir wirklich Sorgen zu machen.

Und weil ich mir so leidgetan habe, habe ich eventuell beim Termin ausmachen Sätze wie „könnte mir die Augen auskratzen“ oder „nicht auszuhalten“ verwendet. Ich wollte nicht dramatisieren, aber ich habe halt so lange mit dem Anruf bei der Ärztin gewartet, dass ich halt wirklich unentspannt und eeventuellll etwas aufgeregt war.

Daraufhin habe ich am selben Tag noch einen Termin bekommen. Und bin dann mit ein bisschen schlechtem Gewissen vor der Ärztin gesessen und wollte ihr erklären, dass es mir leidtut, wenn ich da „viel Lärm um Nichts“ gemacht habe. Ich hatte so ein bisschen das Gefühl, mir den Termin erschlichen zu haben.

Und die Ärztin war einfach super. Sie sah mir in die Augen (literally) und meinte zu mir:

„Das ist völlig in Ordnung. Sie sind ja keine Neurotikerin. Sondern Sie kennen Ihren Körper und merken, dass da etwas nicht stimmt. Wenn Ihr Körper Ihnen Signale schickt, dass da etwas nicht passt, dann können Sie darauf ruhig vertrauen!

Und natürlich hatte ich etwas am Auge. Das hätte ich selbst nicht wegbekommen, aber mit den Medikamenten war es kurz darauf behoben.

Langer Rede kurzer Sinn: Wenn da ein Gefühl ist, von wegen der Stress ist nicht mehr normal. Ich kann mich nicht mehr erholen. Da sind körperliche Symptome, die absolut nicht in Ordnung sind…

Auf das eigene Gefühl vertrauen

Dann unbedingt auf dieses Gefühl hören. Der Körper hat diese Symptome nicht, weil er so lustig ist. Sondern es ist sein Versuch, das Problem zu lösen. Vielleicht nicht besonders effizient. Aber definitiv ein Hilfeschrei.

 

Und, ich kann es nicht oft genug wiederholen:

Auch „normaler“ chronischer Stress ist etwas, das auf Dauer die Gesundheit massiv schädigen kann.

Vom Verlust der Lebenszufriedenheit und -freude gar nicht zu sprechen.

Es muss nicht „Burnout“ heißen, bevor man etwas dagegen tun sollten.

Wohin kann ich mich wenden bei Burnout-Verdacht?

Die erste Anlaufstelle bei einem Burnout-Verdacht ist in der Regel ein*e Allgemeinmediziner*in, die dann erforderlichenfalls zur weiteren Abklärung, insbeondere von diffusen Symptomen, weiterverweisen kann. Fachärzt*innen wie Psychiater*innen oder Neurolog*innen sind ein möglicher nächster Schritt im medizinischen Bereich. Da die körperlichen Beschwerden aber sehr vielfältig sein können, ist es auch denkbar, beispielsweise Kreislaufprobleme bei Internist*innen oder Rückenbeschwerden bei Orthopäd*innen abklären zu lassen.

Diesen ersten Schritt, eine gründliche Abklärung der körperlichen Symptome mit (Fach-)Ärzt*innen Ihres Vertrauens würde ich auf jeden Fall empfehlen.

Klinische Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen können im Rahmen einer Differentialdiagnose auch ausschließen, das eine psychische Erkrankung vorliegt.

Eine Beschäftigung mit den Ursachen der massiven Stressbelastung – ob mit dem Stempel „Burnout“ oder ohne – sollte jedenfalls erfolgen. Das kann gut im Rahmen einer klassischen Therapie erfolgen, oder auch in einem Coaching, in dem der Umgang mit Stress und individuelle Lösungsstrategien gefunden werden.

Ob ein Anti-Stress-Coaching helfen kann, können wir gerne in einem unverbindlichen Kennenlerngespräch besprechen!

Brauche ich einen Test zur Diagnose von Burnout?

Es gibt mittlerweile zahlreiche unterschiedliche Tests, um Burnout bzw. Burnout-Gefahr zu messen.

Aus meiner Sicht wichtig: Nicht auf „dahergelaufene“ Internet-Selbsttests verlassen, die können in der Regel nicht viel.

Ich spreche daher in der Folge von wissenschaftlich validen Testverfahren (dh es ist belegt, dass sie tatsächlich Burnout messen, es gibt Vergleichswerte, damit nicht einfach nur „5 Punkte“ raus kommt, sondern eine konkrete Aussage wie „stärker belastet als 75% der Arbeitskräfte“…)

 

Maslach-Burnout-Inventory

Einer der am häufigsten verwendeten Burnout-Tests ist das Maslach-Burnout-Inventory (MBI, Maslach & Jackson 1981). Hier werden in drei Skalen jene Symptome abgefragt, die der Burnout-Definition von Christina Maslach entsprechen (siehe oben):

Emotionale Erschöpfung, Depersonalisation, verringerte Leistungsfähigkeit.

Dieser Test liegt mittlerweile in vielen verschiedenen Überarbeitungen, Versionen und Sprachversionen vor. Allerdings gibt es nach wie vor keine „Cut-off“-Werte. Das heißt, es wurde bisher kein Wert X festgelegt, bei dessen Überschreiten man eindeutig von einem Burnout sprechen könnte.

Der Test kann daher nur als Indikator für ein Burnout oder eine Burnout-Gefährdung dienen. Der Ärzt*in oder Therapeut*in wird sich daher aufgrund der sonstigen Symptomschilderungen ein umfassendes Bild machen.

 

Burnout-Screening-Scalen

Ebenfalls sehr bekannt sind die Burnout-Screening-Scalen (kurz BOSS) nach Hagemann und Geuenich (2014). Die Aufteilung in drei Skalen (BOSS I – 3) macht die Testung etwas zeitintensiver. Im Unterschied zum MBI sind dafür aber Normtabellen vorhanden, sodass die individuellen Testergebnisse ins Verhältnis zu anderen Menschen gesetzt werden können.

Hat eine Person also beim BOSS das Ergebnis X, kann abgelesen werden, dass die Person beispielsweise einen höheren Wert als 90% aller anderen Menschen hatte, die den Test auch gemacht haben. Das wäre schon einmal ein sehr hoher Indikator für eine massive Belastung.

Und es gibt noch weitere psychologisches Tests, mit denen getestet werden kann, ob Burnout oder Burnout-Gefährdung möglicherweise vorliegt.

Ein solcher Burnout-Test ist jedoch keine Voraussetzung dafür, dass ein Burnout festgestellt werden kann. Sondern es handelt sich immer nur um ein Puzzlestück, das zum Gesamtbild beiträgt. Es braucht also keinesfalls zwingend einen Test.

Das ist wichtig, weil ich allen Leser*innen sehr ans Herz legen möchte, nicht solange damit zu warten, sich Hilfe zu holen, bis irgendein Testergebnis dies nahelegt (ganz zu schweigen davon, dass Internet-Selbsttests nicht gerade verlässlich sind!).

Bereits wenn da das Gefühl ist, dass es nicht mehr geht, und alles zu viel wird, die Arbeitsbelastung nicht mehr zu schaffen ist…dann ist die Suche nach professioneller Unterstützung das Beste, was man machen kann. 

Es gibt viele Menschen, die genau dafür ausgebildet sind, und genau dafür da sind. Es ist so viel einfacher, wenn man nicht mehr alleine ist damit!  

Und: Es ist eine Stärke, zu erkennen, wie weit man es alleine schafft, und ab welchem Punkt es Zeit für Unterstützung ist.

Disclaimer: Die Informationen in diesem Blogartikel wurden zum Zeitpunkt des Erscheinens nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei Auftreten von Symptomen kann ich nur empfehlen, sich jedenfalls auch an einen Arzt, eine Ärztin des Vertrauens zur weiteren Abklärung zu wenden.

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