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Komfortzone verlassen und an Herausforderungen wachsen

Wir alle wären manchmal gerne mutiger. Hätten gerne, dass es nicht so schwierig ist, sich etwas zu trauen. Kurz, wir haben es uns in der Komfortzone gemütlich gemacht. Das ist einerseits ein Privileg. Und andererseits warten in der Lernzone Wachstum und Selbstverwirklichung auf uns. Darum geht es im Blogartikel darum, was es braucht, um die Komfortzone mit einem guten Gefühl zu verlassen, und an den Herausforderungen zu wachsen.

Aktualisiert am 05/09/2023 von Bettina Kapfer

Inhaltsverzeichnis

Eine Geschichte zu meiner Komfortzone

Es ist ein Spruch, den viele vielleicht schon gar nicht mehr hören können.

„Das Leben beginnt außerhalb deiner Komfortzone“.

Das ist doch ein Spruch für Kühlschrank-Magneten, oder? Ja richtig, und ich hab auch so einen. Nicht am Kühlschrank. Aber auf der Dunstabzugshaube. Und ich hab immer ein Lächeln auf den Lippen, wenn ich ihn sehe.

Gekauft habe ich den Magneten als ich auf einer Reise durch die Südstaaten der USA im Juli 2018 aus der Mittagshitze von über 40 Grad geflohen bin. Von der irren Luftfeuchtigkeit will ich gar nicht erst anfangen…

Also bin ich in einen kleinen Sammelsurium-Laden ein bisschen abseits der Hauptstraße hinein – was verkauft wurde, war mir in dem Moment egal. Hauptsache ein Geschäft mit Klimaanlage 😉

Und da war ich nun, und wollte nicht nach 5 Minuten die herrliche Abkühlung in dem Mini-Laden schon wieder aufgeben. Also hab ich mich GRÜNDLICH umgesehen. Und bin bei den Magneten hängen geblieben (für Sourvenir-Häferl habe ich schon lange keinen Platz mehr im Küchenschrank).

Ein Souvenir mit viel Bedeutung

Und der Magnet mit dem schönen Spruch „Life begins at the end of your comfort zone“ ist mir regelrecht in die Hände gefallen.

Weil sich diese Binsenweisheit in dem Moment so absolut richtig für mich, für meine Situation angefühlt hat.

Weil ich in dem Urlaub nicht nur super relaxed und tiefenentspannt war.

Also zu Beginn schon noch. Da war ich ja auch mit einer Freundin unterwegs, und unser Road Trip durch den Süden der USA war echt ziemlich genial. Eine Musik-Reise, die sich für mich zu meinem persönlichen Black-History-Month entwickelt hat.

Wir sind also gemeinsam gestartet, aber dann musste meine Freundin leider bereits nach 2 Wochen wieder zurück nach Hause fliegen.

Und dann war ich alleine

Es kam also der Moment, als ich sie zum Flughafen gebracht habe. Ich sehe es jetzt noch vor mir wie sie sich noch mal umgedreht und gewunken hat – und dann ist sie in der Abflughalle verschwunden.

Huch.

Wtf habe ich mir dabei nur gedacht? Ich könnte jetzt auch gemütlich im Flieger nach Hause sitzen…

Gut, dass mir in dem Moment am Flughafen niemand sein Ticket nach Wien schenken wollte. Ich hätte es ziemlich sicher dankend angenommen.

Aber so hatte ich keine Wahl – und habe meine Komfortzone nicht nur verlassen (damals im tiefroten Trump-Fan-Gebiet), sondern mich dann auch an die neuen Herausforderungen angepasst, und einen meiner besten Solo-Urlaube erlebt.

Airbnb bei den Hausfrauen von Stepford.

Mehr Pancakes als ein einzelner Mensch je essen sollte (das meine ich natürlich nicht ernst – Pancakes for life! 😉 ).

Wanderungen in den Smokey Mountains, ganz viele Wasserfälle.

Helen „Germantown“ – sehr skuril…

Booth Western Art Museum.

Biltmore Estate in der Nähe von Ashville – angeblich die tollste Stadt in den USA (kann ich aufgrund des Dauerregens nicht burteilen)…und und und.

Der Stress beginnt außerhalb der Komfortzone

Für den Schritt raus aus meiner Komfortzone habe ich mich selbst belohnt – mit einer ordentlichen Portion persönlichem Wachstum. Deswegen hat der Magnet aus dem Sammelsurium-Laden auch so gut gepasst. Er erinnert mich jetzt tagtäglich daran, dass es sich lohnt, ein bisschen Muffensausen auszuhalten.  

Was ist die Komfortzone?

Aber was ist in der Psychologie jetzt eigentlich genau mit einer Komfortzone gemeint? Was passiert, wenn wir die Komfortzone verlassen?  

Mit Komfortzone meint man jenen individuell unterschiedlichen Bereich, in dem sich ein Mensch sicher und geborgen fühlt. Ob eine Situation als Gelegenheit, Herausforderung und Bedrohung empfunden wird, unterscheidet sich für jede*n von uns je nach Vorerfahrungen, Wissen und Kenntnissen, Selbstvertrauen und auch wahrgenommener Unterstützung im jeweiligen Bereich.

Kurz, die Komfortzone ist ein höchst individueller Bereich, der sich auch intrapersonal – also für die betreffende Person selbst – mal größer, und mal enger anfühlen kann. Kommt eben auf die Situation an… 

Beispiele Komfortzone

Ein Thema das momentan viele Menschen beschäftigt, ist die Frage nach einem Jobwechsel. Viele sind im alten Job nicht mehr so wirklich glücklich, und fragen sich, ob das Gras woanders nicht vielleicht doch grüner ist.

Aber andererseits ist die Bezahlung im derzeitigen Job ganz passabel, und vor allen Dingen sind die Kolleg*innen super. Also gibt es auch viel zu verlieren.

Bis es so weit ist, dass man tatsächlich den Job wechselt, sind es in der Regel mehrere Schritte, die durchlaufen werden. Und bei jedem Schritt spüren wir wieder aufs Neue, ob dieser Schritt in der Komfortzone ist, oder wir da über eine Schwelle drüber müssen.

Mögliche Grenzen für die Komfortzone in Bezug auf Unzufriedenheit im aktuellen Job:

Das sind jetzt natürlich nur ein paar Beispiele, wie es sein könnte. Da gibt es bestimmt noch viele Varianten davon, und viele Überlegungen, die beim Gedanken an einen Jobwechsel mitmischen.

Wichtig finde ich, dass beide Seiten gehört werden: Die Seite, die unglücklich ist, und sich eine Veränderung wünscht. Und auch die Seite, die meint, dass das derzeitige Platzerl doch gut passt, und man so viel zu verlieren hat.

Weil beide Seiten haben gute Gründe für ihre Position. Wenn man sich darüber ärgert, dass mal wieder die Komfort-Seite gewonnen hat, dann hilft es, sich bewusst zu machen, was diese Seite für uns eigentlich möchte:

One job: Überleben sichern

Vielleicht ist es schon ein bisschen langweilig. Aber ich kann es nicht oft genug betonen, weil so viel von unserem Verhalten und Empfinden dadurch erklärt wird:

Unser Gehirn hat einen Haupt-Auftrag: Überleben sichern. Und sich unser Gehirn am Altbekannten orientieren kann, mit den üblichen Automatismen gut klar kommt und nichts Gröberes zu befürchten hat. Das ist ideal, um Energie zu sparen. One job…

Und genau das ist es, was die Komfortzone ist: Jener Bereich, in dem all unsere Grundbedürfnisse gesichert sind. Wenn wir an die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow denken, dann sind das jene, die ganz unten sind. Essen, trinken. Und SICHERHEIT.

Komfortzone bedeutet Sicherheitszone

Also kann man die Komfortzone auch als Sicherheitszone bezeichnen. Oder als Keine-Gefahr-Zone. Dort, wo unser autonomes Nervensystem, das für die automatische Regulierung aller wichtigen Körperprozesse zuständig ist, ganz entspannt ist.

Das bedeutet, dass in der Komfortzone hauptsächlich der parasympathische Teil unseres Nervensystems aktiv ist, der uns beruhigt. Im Unterschied zum Stress-Zustand außerhalb der Komfortzone. Dort ist der Gegenspieler aktiv, nämlich der Sympathikus. Den brauchen wir auch, um potentielle Bedrohungen zu bekämpfen. Oder zu fliehen.

Wer sich für mehr Details zur Funktionsweise des autonomen Nervensystems interessiert, kann dies im Blogartikel zur Reduktion von Stress durch Aktivierung des Parasympathikus nachlesen.

Kurz zusammengefasst ist die Komfortzone ein Zustand, in dem wir uns gut und entspannt fühlen.

Da muss es dann schon wirklich gute Gründe geben, um uns da raus zu bewegen. Und die gibt es auch: Wir wollen uns ja schließlich weiterentwickeln. Dafür gibt es die Lernzone:

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Komfort-Zonen-Modell

Komfort-Zone, Lern-Zone, Panik-Zone

Die Abbildung verdeutlicht für mich ganz gut, dass es auch ein bisschen darauf ankommt, wie weit man sich von der Komfortzone wegbewegt. Nur ein kleines Bisschen – dann landet man in der Lernzone = Wachstumszone.

Da grummelt es zwar auch ein bisschen. Aber es fühlt sich immerhin so gut, und so sicher an, dass man die Chance hat, daran zu wachsen. Neue Erfahrungen zu machen, die bereichernd sind. Und das Selbstvertrauen stärken.

Komfortzone verlassen

Aber wenns zu weit darüber hinaus geht, dann kann es passieren, dass wir in der Panikzone landen. Das ist dann purer Stress. Der Sympathikus ist hoch aktiv, und es grummelt ordentlich. Gedankenkreisen und Grübeln. Herzrasen und manchmal sogar Schwindelgefühle. Schwitzen, aber zugleich kalte Hände und Füße. Die klassischen Stresssymptome eben.

Unsere schlaue Steuerungszentrale überprüft ja ständig, ob da irgendwo auch nur die kleinste Gefahr lauern könnte. Und im Zweifel wird der Körper zur Sicherheit mal lieber für Kampf oder Flucht bereit gemacht.

Stress außerhalb der Komfortzone

Warum hole ich wieder einmal so weit aus? Und schreibe nicht einfach wie so viele andere Blogartikel zur Komfortzone darüber, dass „man regelmäßig die Komfortzone verlassen muss, wenn man erfolgreich und glücklich werden will“.

Please exclude my language: Bullshit!

Die Komfortzone ist dort, wo es gut und sicher ist. Es hat absolut gute Gründe, warum wir uns genau da wohl fühlen.

 

Das Gefühl der Sicherheit ist die Voraussetzung dafür, dass wir uns auf neue Menschen und Situationen einlassen können.

Wer jetzt einfach so alles über Board wirft, was Sicherheit gibt – das ist ein gutes Rezept, sich selbst unglücklich zu machen.

Wenn das Grummeln im Bauch einfach ignoriert wird, kann es gut sein, dass man dann den neuen Job mit einem ganz schlechten Gefühl antritt. Oder in ein fremdes Land ausgewandert ist, und absolut unglücklich ist. Und da gibt es noch viele andere Beispiele. 

Es ist auch manchmal gar nichts so einfach, gute Entscheidungen zu treffen – wie im diesbezüglichen Blogartikel nachzulesen ist.

Es ist wichtig, eine Komfortzone zu haben

Es ist eine absolut gute Sache – ja, ein Privileg – wenn man sich das Leben so gestalten kann, dass man eine schöne Komfortzone hat! Ich möchte keinesfalls, dass bei all dem Gerede von wegen „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt“ darauf vergessen wird, dass Sicherheit ein absolutes Grundbedürfnis ist.

Darauf baut alles andere auf. Und die Sicherheitszone zu verlassen, das ist durchaus ein Wagnis. Also ich meine, es sollte schon gute Gründe geben, um sie zu verlassen. 

Gute Gründe, um die Komfortzone zu verlassen

Und ja, natürlich gibt es sie, diese guten Gründe, um die Komfortzone zu verlassen.

Sonst hätte ich nicht die genialste Reise meines bisherigen Lebens gehabt.

Oder hätte nach Jahren der Suche nicht endlich meine berufliche Erfüllung als Psychologin gefunden. Denn meinen sicheren Job als Juristin zu kündigen – das war DEFINITIV ein riiieeeeesen Schritt raus aus meiner Komfortzone (und ohne die Unterstützung durch großartiges Coaching wäre das glaube ich auch nichts geworden…). 

Ich glaube auch, dass man gut hinschauen sollte, ob es wirklich um Sicherheit geht? Oder ob sich vielleicht auch ein bisschen Bequemlichkeit eingeschlichen hat. Manchmal halten einen auch Glaubenssätze davon ab, das eigene Leben aktiv zu gestalten:

„Ich kann das sowieso nicht“.

„Bei mir funktioniert das sowieso nie.“

„Das habe ich noch nie so gemacht,…“

Mit kleinen Schritten in die Lern-Zone

Außerhalb der Komfortzone gibt es eine weitere Zone, die Lernzone. Da spüren wir zwar ein bisschen Stress, weil es ungewohnt und neu ist.

Aber wir gewöhnen uns bald daran. Das bedeutet, dass wir dann die Komfortzone vergrößern, weil die Lernzone mit der Zeit und Erfahrung zur neuen Komfortzone wird.

Alles gut, solange wir nicht in der Panikzone landen.

Manchmal schaffen wir es locker, etwas Neues zu probieren, und fühlen uns total gut dabei. Dann haben wir die Lern-Zone gut getroffen, und offensichtlich auch alles Wichtige berücksichtigt. Panik vermieden.

Aber manchmal ist es gar nicht so einfach, dass man sich aus der Komfortzone verabschiedet, und sich einer Herausforderung stellt. Für mich ist das wichtige dabei dann, dass man behutsam mit sich selbst ist.

Und sich nicht hinaus kickt aus der Sicherheits-Zone.

Sondern schaut, was es braucht, damit man sich selbst mit einem guten Gefühl einen kleinen Schubs geben kann.

Weil es ja wirklich wichtig ist, dass wir uns weiterentwickeln. Stehenbleiben macht keinen Spaß. Und überhaupt, habe ich schon von meinem Urlaub erzählt, der eines der besten Erlebnisse meines bisherigen Lebens war? 😉

Also, step by step.

Die nachstehenden Fragen sind Fragen, die ich – vermutlich – in einem Coaching zu dem Thema stellen würde. Ich würde empfehlen, die Antworten aufzuschreiben – es macht einen großen Unterschied, ob wir Dinge nur denken, oder auch tatsächlich aussprechen oder zu Papier bringen. Und dabei darauf achten, was der Körper macht – die Zeichen sind oft wirklich eindeutig. Aber wir müssen uns schon selbst auch zuhören.

Selbstcoaching – Raus aus der Komfortzone

Selbstcoaching

Was brauche ich, damit ich mich gut und sicher aus meiner Komfortzone hinausbewegen kann:

Conclusio

Abschließend möchte ich die Kernaussagen nochmals festhalten:

In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Verlassen der Komfortzone, und ein schönes Ausprobieren in der Lernzone!

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Mag. Bettina Kapfer, MSc.

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