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Disziplin lernen: 6 effektive Übungen für mehr Willenskraft

Frau steht auf einem Berg und blickt ins Gebirge
Lerne Disziplin mit 6 effektiven Willenskraft-Übungen. Entdecke, wie du deine Selbstkontrolle stärkst und Stress reduzierst. Praxis-Tipps für deinen Alltag 💪

Aktualisiert am 22/01/2025 von Bettina Kapfer

Inhaltsverzeichnis

Und täglich grüßt der innere Schweinehund

Wir alle kennen ihn, diesen berüchtigten inneren Schweinehund.

Eigentlich war alles geplant: Der Sportkurs ist im Kalender eingetragen, und man ist sogar rechtzeitig von der Arbeit zuhause. Die Sporttasche steht gepackt neben der Eingangstüre.

Nur noch kurz etwas essen, und dann geht’s los.

🚨🚨🚨 Achtung! Wehe, du landest mit deinem Teller auf der Couch, vor dem Fernseher. Denn dann sind die Chancen gut, dass dein innerer Schweinehund durchgreift und beschließt:

Hier ist es gemütlich, warum denn die ganze Mühe und Strapaz mit dem Sport?!?

Man könnte auch sagen: Unter der Couch sind die besten Vorsätze vergraben 🙄

Man sieht den Unterkörper einer Person, die in Jogginghose auf einer Couch liegt.

Es ist fast, als kämpften wir täglich gegen uns selbst – gegen diese leise Stimme, die sagt: „Ach, morgen ist auch noch ein Tag!“

Gerade nach einem stressigen Tag fehlt oft die Energie, um gegen diesen Widerstand anzukommen. Manchmal scheint es, als würden andere es viel leichter schaffen, ihre To-dos abzuarbeiten oder sich nach Feierabend noch für ihre Ziele zu motivieren.

Es passiert schnell, dass man sich dann fragt, was mit einem selbst falsch läuft, warum man es nicht schafft, die wichtigen Ziele zu erreichen, die man sich vorgenommen hat.

Sei es regelmäßig Bewegung zu machen, mehrmals die Woche selbst frisch zu kochen. Aber nicht nur mehr vom „Guten“ ist oft schwierig. Auch „Weniger vom Schlechten“, wie zB Fernsehen, rauchen oder Alkoholkonsum sind richtig schwierig.

Und ich spreche hier noch nicht mal von einer Suchterkrankung. Ich spreche von unseren Gewohnheiten und Mustern, die wir liebevoll (oder genervt) den Schweinehund nennen.  

Wenn du dich nicht für das WARUM interessierst, sondern sofort zu den 6 effektiven Übungen für mehr Disziplin springen möchtest, dann klicke HIER. 

Wenn du Interesse an den psychologischen und neurobiologischen Erklärungen hast, dann lies in Ruhe weiter – du kommst dann ohnehin auch zu den Übungen 👍

Schlüsselfähigkeit: Disziplin

Auch ich frage mich immer wieder, wie ich disziplinierter werden kann – und wie ich meine Klient*innen dabei unterstützen kann, disziplinierter zu werden, um ihren Stress zu reduzieren. Disziplin kann dabei entscheidend helfen, gerade weil Sport, Ernährung und andere kleine Routinen einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit haben.

Deshalb habe ich auch eine Fortbildung bei Professor Roy Baumeister besucht, einem renommierten Experten und Autor, der als einer der führenden Wissenschaftler im Bereich Willenskraft und Selbstkontrolle gilt.

In diesem Blogartikel wird es darum einerseits um die Forschungsergebnisse von Roy Baumeister und seinen Kolleg*innen gehen. Die ist besonders spannend, weil sie psychologische Prozesse zur Erschöpfung der Willenskraft untersucht haben.

Sie haben auch herausgefunden, wie sich ein erschöpfter Disziplin-Speicher wieder auffüllen lässt.

Und die Million-Dollar-Frage beantwortet: Wie kann mensch disziplinierter werden? 

Warum Disziplin oft mehr bringt als Motivation

Disziplin ist der entscheidende Hebel, um den inneren Schweinehund zu zähmen und Stress auf lange Sicht zu reduzieren. Dabei ist Disziplin nicht gleich Motivation. Motivation kann uns unterstützen, aber sie ist flüchtig und abhängig von äußeren Faktoren. Disziplin hingegen schafft Strukturen und Routinen, die uns tragen – auch dann, wenn wir wenig Lust haben.

Motivation ist, wenn man Lust darauf hat, etwas zu tun.

Disziplin ist, wenn man etwas tut, obwohl die Lust dazu fehlt.

Disziplin ist kein starrer Zwang, sondern ein Werkzeug, das dir hilft, den Anforderungen des Alltags gelassener zu begegnen. Es geht nicht darum, dich ständig zu Höchstleistungen zu zwingen. Vielmehr unterstützt dich Disziplin dabei, regelmäßig die Dinge zu tun, die dir langfristig guttun.

 

Mehr darüber, warum Motivation nicht ausreicht, kannst du auch im Blogartikel „Zum Teufel mit der Motivation – just do it!“ nachlesen.

Die Macht der Disziplin - Schlüssel zur Stressbewältigung

Vielleicht denkst du jetzt: „Aber Disziplin kann doch auch hart und belastend sein!“ Tatsächlich ist Disziplin nur dann hilfreich, wenn wir Balance finden und sie für uns arbeiten lassen, statt uns unter Druck zu setzen. Es geht nicht darum, das Leben völlig zu kontrollieren oder sich jede Freiheit zu nehmen. Vielmehr sollen disziplinierte Routinen dich entlasten, nicht zusätzlich stressen.

Mit ein paar strukturierten Gewohnheiten baust du dir also einen Alltag auf, der dir Stabilität gibt – und gleichzeitig Raum für Spontanität lässt. Mein Zugang zu Disziplin ist, dass es nicht um starre Vorgaben geht, sondern um Selbstfürsorge und langfristiges Investment in gesunde Gewohnheiten.

 

Disziplin als Sicherheitsnetz

Stell dir Disziplin wie eine Art „inneres Sicherheitsnetz“ vor: Durch Disziplin schaffen wir klare Strukturen und Routinen, die uns gerade in stressigen Zeiten Stabilität geben. Wenn du zum Beispiel regelmäßig Sport treibst oder dir feste Zeiten für deine Erholung einplanst, unterstützt das nicht nur deine körperliche, sondern auch deine mentale Gesundheit. Diese Gewohnheiten werden zu Ressourcen, die dich tragen und stützen, selbst wenn es mal herausfordernd wird.

  

Stress und Willenskraft: Ein komplexes Zusammenspiel

Stress spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um deine Willenskraft geht. Stell dir Stress als eine Art „Gift“ für deine Willenskraft vor. Wenn du gestresst bist, blockiert das deine Disziplin und kann deine Willenskraft schmälern. Der Grund dafür liegt in deinem Gehirn: Stress beeinträchtigt den präfrontalen Cortex, der für Willenskraft und Selbstkontrolle zuständig ist.

Bei starkem Stress ist dein Gehirn damit beschäftigt, schwierige Emotionen zu verarbeiten. Das bedeutet, du hast weniger mentale Kapazität für Disziplin und willensstarke Entscheidungen. Stattdessen neigt dein Gehirn dazu, in den „Autopilot“-Modus zu schalten, was zu impulsiveren Handlungen führt.

Physiologische Effekte:

👉 Stress erhöht den Glukosebedarf deines Körpers

👉 Das reduziert die für Willenskraft verfügbare Energie

Du kennst das vielleicht: Unter Dauerstress fällt es dir schwerer, Anforderungen in verschiedenen Lebensbereichen zu bewältigen. Du wirst anfälliger für negative Emotionen und hast Schwierigkeiten, Impulse zu kontrollieren.

Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, auf ausreichend Schlaf zu achten und Stressabbau-Aktivitäten wie Yoga oder moderate Bewegung in deinen Alltag einzubauen. Respektiere deine Grenzen und erwarte nicht ständig Höchstleistungen von dir.

Stattdessen kannst du deinen „Willenskraft-Muskel“ im Gehirn durch regelmäßige, aber machbare Herausforderungen trainieren:

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Ist dein Stress-Level zu hoch?

Alles im grünen Bereich oder ist es höchste Eisenbahn, dass du etwas gegen deine Stressbelastung unternimmst?

Prof. Roy Baumeister und die Willenskraft

Professor Roy Baumeister ist ein international anerkannter Experte zum Thema Willenskraft. Seine Forschung zeigt sehr spannend die Verbindung zwischen Disziplin, Willenskrafterschöpfung und Glukose.  

Die Ego-Depletion-Theorie

Baumeisters bekannteste Theorie ist die der Ego-Depletion oder Ich-Erschöpfung.

Sie besagt, dass Willenskraft eine begrenzte Ressource ist, die sich im Laufe des Tages erschöpft. Jede Entscheidung, die wir treffen, jeder Impuls, dem wir widerstehen, knabbert an dieser Ressource.

Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum superreiche wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg oder auch der verstorbene Apple-Guru Steve Jobs immer die gleichen Outfits anhaben? Sie wollen dadurch Willenskraft für wichtige Entscheidungen „sparen“ – für banale Entscheidungen wie „Was ziehe ich heute an“ wollen sie keine Ressourcen verschwenden.

Joo, kann man schon machen. Immerhin haben sie damit nichts zu verlieren.

Denn ob die Ego-Depletion Theorie wirklich stimmt, wurde in den vergangen Jahren auch immer wieder in Frage gestellt:

Studien anderer Forscher zeigten, dass es sich dabei um eine selbsterfüllende Prophezeiung handeln könnte: Der Glaube an begrenzte Willenskraft kann selbst zu Ego-Depletion führen. Umgekehrt zeigten Menschen, die an unbegrenzte Willenskraft glauben, weniger Anzeichen von Erschöpfung.

Also sollten wir uns doch wieder jeden Tag für ein anderes Hawaii-Hemd entscheiden, statt schwarzem Rollkragen oder grauem T-Shirt? 😜

Willenskraft als trainierbarer Muskel

Foto in einem Fitnessstudio, in dem man vorbei an Haltestangen am Boden eine Langhantel mit Gewichtsscheiben sieht.

Statt Willenskraft als strikt begrenzte Ressource zu betrachten, schlagen einige Forscher vor, sie eher als trainierbaren „Muskel“ zu sehen:

  • Willenskraft kann durch Übung und Training gestärkt werden
  • Die Entwicklung erfordert sowohl Belastung (z.B. durch neue Herausforderungen) als auch Entspannung.
  • Bei Überanstrengung ermüdet Willenskraft kurzfristig, wird aber langfristig stärker.
  • Dies führt zu einer verbesserten Fähigkeit, Versuchungen zu widerstehen und Selbstkontrolle auszuüben

 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die kritischen Stimmen zur Ego-Depletion-Theorie zu einem differenzierteren Verständnis des Konzepts geführt haben.

Während die grundlegende Idee, dass Selbstkontrolle Energie erfordert, nicht vollständig verworfen wird, zeigen neuere Forschungen, dass die Dynamik komplexer ist als ursprünglich angenommen und stark von individuellen Überzeugungen und Kontextfaktoren abhängt.

Roy Baumeister selbst hat auch genau diese Muskel-Metapher und seine jüngsten Forschungsergebnisse dazu bei der Fortbildung bei der AKJF in Graz vorgestellt.

Buchtipp: "Die Macht der Disziplin"

Wenn du mehr über Roy Baumeister’s Erkenntnisse erfahren möchtest, empfehle ich dir sein Buch „Die Macht der Disziplin: Wie wir unseren Willen trainieren können„*. Es bietet einen umfassenden Einblick in die Wissenschaft der Willenskraft und wie wir sie im Alltag nutzen können.

👉 Hier findest du „Die Macht der Disziplin“ von Roy Baumeister und John Tierney*

Baumeisters Forschung hilft uns zu verstehen, warum Disziplin manchmal so schwer fällt, besonders in stressigen Zeiten. Sie zeigt aber auch, dass Willenskraft eine Fähigkeit ist, die wir verbessern und effizienter einsetzen können – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Kontrolle über unseren Alltag und weniger Stress.

Willenskraft und Glukose: Die physiologische Basis

Zucker rieselt von einem Löffel in eine geöffnete Zuckerdose.

Ich bin immer sehr daran interessiert, die (neuro)biologische Grundlage von psychologischen Prozessen zu verstehen. Darum fand ich den Zusammenhang von Glukose und Willenskraft sehr spannend.

Roy Baumeister und sein Team fanden heraus, dass die Ausübung von Selbstkontrolle den Glukosespiegel im Blut messbar senkt. In mehreren Studien zeigte sich, dass Teilnehmer*innen nach Aufgaben, die Willenskraft erforderten, niedrigere Glukosewerte aufwiesen.

Noch interessanter war die Beobachtung, dass die Wiederherstellung des Glukosespiegels – beispielsweise durch zuckerhaltige Getränke – die Fähigkeit zur Selbstkontrolle verbesserte.

Diese Erkenntnisse legen nahe, dass Willenskraft nicht nur ein abstraktes psychologisches Konzept ist, sondern eine reale, physiologisch messbare Ressource.

Aber Achtung! Wer jetzt den Gedanken hat, mit Schokolade kann der Disziplin-Akku schnell wieder aufgeladen werden, der sollte noch kurz weiterlesen: Obwohl Zucker den Blutzuckerspiegel schnell erhöht, warnen die Autoren davor, dies als Strategie zur Willenskraftsteigerung zu nutzen. Ein rascher Anstieg des Blutzuckerspiegels führt zu einer Gegenreaktion des Körpers, was die Situation verschlimmern kann.

Stattdessen wird empfohlen, Obst oder Gemüse zu essen, da diese eine nachhaltigere Energieversorgung bieten.

UND: Ausreichend Schlaf ist wichtig, da Schlafmangel die Glukoseverwertung beeinträchtigt und somit die Selbstkontrolle schwächt.

Mehr zum Thema gesunder Schlaf erfährst im Blogartikel Schlafstörungen durch Stress: Wie du wieder ein- und durchschlafen kannst

6 effektive Übungen für mehr Disziplin

Ich könnte mir vorstellen, dass dir das jetzt gleich ein bisschen komisch vorkommen könnte. Denn auf den ersten Blick wirken die Vorschläge für das Training deiner Disziplin-Muskeln vielleicht ein bisschen merkwürdig.

Aber hear me out

Lass mich nochmals kurz zusammenfassen, wie der aktuelle Stand der Forschung ist:

6 effektive Willenskraft-Übungen

Haltungskorrektur

Mann im Anzug steht in einer Wiese und ist leicht in sich gekrümmt, mit schlechter Haltung.

Achte bewusst auf deine Körperhaltung und korrigiere sie kontinuierlich über einen längeren Zeitraum (z.B. eine Woche lang).

Diese Übung trainiert die Fähigkeit, sich selbst zu überwachen und zu regulieren.

Sprachliche Selbstkontrolle

Vermeide für eine bestimmte Zeit (z.B. zwei Tage) bestimmte Wörter oder Ausdrücke. Das kann Füllwörter wie „ähm“ oder Kraftausdrücke betreffen.

Diese Übung schärft das Bewusstsein für die eigene Sprache und trainiert die Impulskontrolle.

Nicht-dominante Hand nutzen

Weibliche Hand mit rot lackierten Nägeln hält eine schwarze elektrische Zahnbürste vor einem weißen Hintergrund

Führe alltägliche Aktivitäten wie Zähneputzen, Schreiben oder die Verwendung der Computermaus mit deiner nicht-dominanten Hand aus.

Dies fordert dein Gehirn ordentlich heraus 😵 und stärkt die Selbstkontrolle.

Emotionale Regulierung

Übe dich darin, deine Gefühlsausdrücke bewusst zu kontrollieren. Versuche beispielsweise, in emotional aufgeladenen Situationen (zB beim Ansehen eines traurigen Films) neutral zu bleiben.

Nicht gemeint ist damit allerdings, dass du deine Gefühle ab jetzt unterdrücken sollst. Es geht vielmehr um das Erkennen und Beeinflussen der eigenen Gefühlslage – eine wertvolle Fähigkeit, die nicht nur Kinder lernen und üben sollten!

Gratifikations-Aufschub

Schokokuchen, von dem bereits mit einer Gabel gegessen wurde.

Fancy Wort, ich weiß. Man könnte auch „Verzögerung der Befriedigung“ dazu sagen.
Dabei setzt du dir selbst kleine „Wartezeiten“ bei Dingen, die du eigentlich sofort haben möchtest.

Wenn du Hunger hast, warte 10 Minuten, bevor du isst. Wenn du einen Kaffee trinken möchtest, warte 5 Minuten.

Dies trainiert die Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren und stärkt so deine Disziplin.

Tracking und Selbstüberwachung

Führe über einen bestimmten Zeitraum (z.B. eine Woche) genau Buch über ein bestimmtes Verhalten, das du ändern möchtest (z.B. Ernährung, Finanzen, Medienkonsum).

Die bewusste Selbstbeobachtung stärkt die Selbstkontrolle. Ich bin ja bekanntlich ein großer Fan von „Dinge aufschreiben“. Selbsttracking funktioniert auch deshalb, weil du damit Dinge sichtbar machst, für die du sonst vielleicht einen Blinden Fleck hast. Win win!

Bild eines Blocks, auf dem eine Person mit Hilfe eines Lineals und mit einem Stift etwas schreibt, wobei durch die Unschärfe im Bild nicht erkennbar ist, was geschrieben wird.

Wichtig fürs Disziplin-Training

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der 👉Regelmäßigkeit und 👉schrittweisen Steigerung der Herausforderungen.

Es ist wichtig, mit kleinen, machbaren Übungen zu beginnen und diese konsequent durchzuführen, bevor man zu größeren Herausforderungen übergeht. Die beste Anleitung dazu findest du im Buch „Atomic Habits“ von James Clear*, das ich auch im Blogartikelzu den Top 3 der Psychologie-Bücher, die man unbedingt gelesen haben sollte, vorstelle.

Besonders spannend finde ich jene Übungen, von denen auch Roy Baumeister aus seinen Forschungsergebnissen berichtet hat. Nämlich, dass es nicht nur darum geht, zB mit dem Durchziehen von Sport-Vorsätzen seine Sport-Disziplin zu steigen. Sondern dass auch „artfremde“ Übungen insgesamt aufs Disziplin-Konto einzahlen und die Willenskraft steigern.

Ein von ihm beschriebenes Beispiel ist zB das konsequente Öffnen aller Türen mit der nicht-dominanten Hand. Oder als Alternative das Zähneputzen mit der nicht-dominanten Hand.

Ich selbst probiere gerade aus, meine Haltung sehr oft zu korrigieren – hat für mich einen doppelten Benefit, weil dadurch auch mein Rücken profitiert. 😇

Mythen über Disziplin – und was wirklich dahinter steckt

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Mythen über Disziplin ausräumen, die ich immer wieder mal höre:

„Entweder man hat Disziplin oder nicht“

Diese Vorstellung kann sehr entmutigend wirken – als wäre Disziplin eine feste Eigenschaft, die man entweder mitbringt oder eben nicht.

Tatsächlich ist Disziplin eine Fähigkeit, die sich trainieren lässt, genauso wie ein Muskel. Durch kleine Schritte, wie neue Gewohnheiten und das Setzen von Prioritäten, kann jede*r Disziplin lernen und ausbauen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem du Zeit und Geduld brauchst.

Darüber hinaus sind wir auch in unterschiedlichen Bereichen unseres Lebens unterschiedlich diszipliniert: die meisten Menschen von uns stehen täglich auf und gehen zur Arbeit. Super, wenn das aus purer Lust und Freude an der Arbeit geschieht. Aber viele Menschen gehen zur Arbeit, weil sie die Konsequenzen „kein monatlicher Gehalt“ nicht tragen wollen. Darum ersetzen sie Motivation durch Disziplin und gehen trotzdem zur Arbeit.

Ich höre oft, dass das ja nicht gilt, weil „arbeiten muss man ja“. Aber denk einmal darüber nach: es geht dir vielleicht in der Arbeitslosigkeit finanziell nicht so gut wie mit Arbeit, aber Überleben kann man in Sozialstaaten wie Österreich oder Deutschland auch ohne zu arbeiten.

In diesem Fall hilft uns Disziplin dabei, nicht gewollte Konsequenzen zu vermeiden.

Vielleicht kennst du das Bild des „disziplinierten Menschen“, der alles strikt durchzieht, sich nie ablenken lässt und keine Pausen macht. Das mag nach „reiner Disziplin“ klingen, ist aber alles andere als gesund oder effektiv. Disziplin bedeutet nicht, dass du alles auf Kosten deiner Erholung und deiner Bedürfnisse durchziehen musst.

Für mich geht es darum, eine Balance zu finden, bei der du konsequent und zielstrebig an deinen Zielen arbeitest und dabei aber auch Pausen und Freiräume einplanst. Diese Balance ist wichtig, damit Disziplin zu einer positiven Kraft wird – und nicht zu einem ständigen Druck.

Perfektionismus ist eine Eigenschaft, die uns einerseits unterstützen und antreiben kann – wir strengen uns an und stellen sicher, dass andere mit unserer Arbeit zufrieden sind. Perfektionismus sichert uns Anerkennung, Wertschätzung und Lob. Gleichzeitig ist der Perfektionismus ein starker Antreiber, der massiv zur Stressbelastung beiträgt – und das ganz ohne Druck von außen.

Perfektionist*innen glauben, wenn sie eine Disziplin aufbauen, dann muss sie perfekt sein: Kein einziger Schokoriegel, nicht ein fauler Tag, keine Ausrutscher sind erlaubt.

Doch das führt schnell zu einem Gefühl des Versagens, wenn der hohe Standard nicht gehalten werden kann (weil: menschlich).

Und dann? Wenn die perfekte Routine nur einmal durchbrochen ist, steigt das Stresslevel oft noch mehr, weil man das Gefühl hat, „versagt“ zu haben – und das führt zu Resignation.

Es geht nicht darum, 100% perfekt zu sein. Disziplin bedeutet nicht Selbstkasteiung. Es ist vielmehr der Wille, in kleinen Schritten dran zu bleiben – und es immer wieder zu versuchen, selbst wenn der Tag mal Schokolade und Couch statt Salat und Sport liefert.

 Perfektion ist weder notwendig noch realistisch – das Wichtigste ist dran zu bleiben, auch wenn es mal Rückschläge gibt. Es ist genau diese Flexibilität, die dir auf Dauer hilft, Disziplin auch in schwierigen Zeiten aufrechtzuerhalten.

 

Um also Perfektionismus und Disziplin in Balance zu bringen, überleg dir: Welche Version der Disziplin passt wirklich zu deinem Leben? In welchen Bereichen nützt dir deine Disziplin und in welchen Bereichen braucht es vielleicht sogar ein bisschen weniger davon, und stattdessen mehr flexibles Eingehen auf deine Bedürfnisse.  

Ich hoffe, dass bei dieser Reflexion herauskommt, dass es eine Version ist, die nicht immer perfekt sein muss. Vielleicht kannst du dir kleine Imperfektionen erlauben, wenn es nicht um „Alles“ geht?!

Ein schöner Vergleich ist, dass Disziplin wie eine Straße ist, auf der du immer vorwärts fährst. Manchmal gibt es Schlaglöcher oder Umwege, aber das bedeutet nicht, dass du dein Ziel nicht erreichst. Die flexible Disziplin, die auch Freiräume zulässt, wird dich über Zeit hinweg tatsächlich effizienter und mit weniger Stress ans Ziel bringen als Perfektionismus, der dich nur unter Druck setzt.

Conclusio

Disziplin aka Willenskraft funktioniert wie ein Muskel und kann durch kleine Übungen, die dich aber nicht überfordern Schritt für Schritt gestärkt werden. Idealerweise nutzt du dabei auch Routinen und neue Gewohnheiten und gestaltest deine Umgebung so, dass sie dich unterstützt. 

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