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Wie die Knowing-Doing Gap deine Beziehungen sabotiert (Gastbeitrag: Stefanie Stahl Akademie)

Blick auf die Handrücken von zwei Menschen, die nebeneinander positioniert sind. Die kleinen Finger der beiden Hände sind mit einem Faden, der zu einer Masche geformt ist, verbunden.
Im Gastbeitrag der Stefanie Stahl Akadamie erfährst du, was du ändern kannst, wenn du immer wieder deine Beziehungen sabotierst.

Aktualisiert am 27/10/2025 von Bettina Kapfer

Inhaltsverzeichnis

Sabotierst du deine Beziehungen?

Du weißt, wie wichtig offene Kommunikation ist, aber im Streit sagst du trotzdem nichts. Du willst Nähe zulassen, aber im entscheidenden Moment ziehst du dich zurück. Du kennst deine Beziehungsmuster und landest trotzdem immer wieder in denselben Dynamiken.

 

Willkommen in der Knowing-Doing Gap: dem inneren Graben zwischen deinem Wissen und deinem Handeln. Gerade in Beziehungen zeigt sich diese Kluft besonders schmerzhaft. Denn kaum irgendwo sonst tritt so viel alte Programmierung auf und so wenig bewusste Steuerung.

 

In diesem Beitrag erfährst du, wie und warum die Knowing-Doing Gap dein Beziehungserleben prägt – und warum sie nicht mit mangelnder Reife, Intelligenz oder Beziehungsfähigkeit zu tun hat. Sondern mit alten Schutzmechanismen, die du verstehen musst, um sie zu verändern.

 

“Ob jemand Nähe zulassen kann, hängt weniger vom Willen als vom inneren Erleben ab”.

– Stefanie Stahl, “Jeder ist beziehungsfähig”

 

Du bekommst konkrete Einblicke, wie du dich aus typischen Reaktionsmustern löst, wie du deine emotionale Umsetzungskraft stärkst – und was dir hilft, dein Wissen in echte Verbindung zu verwandeln.

“Ich weiß, wie ich kommunizieren sollte – aber werde trotzdem passiv-aggressiv”

Die Knowing-Doing Gap zeigt sich in Beziehungen besonders deutlich an der Kommunikation. Viele Menschen wissen genau, wie sie offen, klar und respektvoll sprechen könnten und erleben dann im Alltag, dass sie trotzdem in passiv-aggressive Muster fallen. 

 

Passiv-aggressives Verhalten bedeutet, dass Gefühle nicht direkt, sondern indirekt geäußert werden – etwa durch Schweigen, sarkastische Bemerkungen, verzögertes Handeln oder widerwillige Zustimmung. Das “Nein” bleibt unausgesprochen, während das Verhalten Spannung erzeugt. 

 

Dieses Muster ist kein Zeichen von “Unreife” oder “Böswilligkeit”. Es ist ein inneres Schutzprogramm, das abläuft: 

  • Angst vor offener Konfrontation
  • das Bedürfnis, gemocht zu werden
  • alte Erfahrungen von Kritik oder Ablehnung

 

All das führt dazu, dass Gefühle zwar spürbar sind, aber nicht direkt geäußert werden.

 

“Wir wiederholen oft unbewusst die Dynamiken aus früheren Beziehungen – auch in der Art, wie wir Konflikte austragen”.

– Stefanie Stahl, “Jeder ist beziehungsfähig”

 

In Beziehungen sabotiert dieses Muster Nähe und Vertrauen: Die eigentlichen Bedürfnisse bleiben verdeckt, Missverständnisse entstehen, Frust staut sich an. Der erste Schritt heraus aus dieser Dynamik ist, das Muster bewusst zu erkennen und die zugrunden liegenden Ängste zu benennen – nicht das eigene Wissen infrage zu stellen.

 

Falls du wissen möchtest, welche psychologischen Muster hinter der Knowing-Doing Gap stecken, empfehlen wir dir den Beitrag “Was ist die Knowing-Doing Gap?” zu lesen und dann zurück zu kommen. 

Nähe als Risiko: Wie Bindungsmuster und Abwehrmechanismen die Beziehung sabotieren

Viele Menschen erleben Nähe nicht als etwas Positives, sondern als Bedrohung. Dieses Erleben hat nichts mit mangelndem Wissen zu tun. Es ist ein Ausdruck tiefer psychologischer Muster, die bereits in der Kindheit geprägt wurden: unser Bindungsverhalten und die Art, wie wir emotionale Nähe regulieren.

Wie Bindungsmuster unsere Wahrnehmung von Nähe formen

Wer mit einem unsicheren Bindungsstil aufgewachsen ist – ambivalent oder vermeidend – hat häufig gelernt, dass Nähe nicht gleich Sicherheit bedeutet.

  • Ambivalent gebundene Menschen erleben Nähe als instabil und kontrollieren sie über ständige Rückversicherung oder emotionale Überforderung.
  • Vermeidend gebundene Menschen schützen sich durch Rückzug, Autonomie oder emotionale Distanz, weil sie Nähe mit Kontrollverlust oder Verletzlichkeit verknüpfen.
Tabelle zeigt, wie die Knowing-Doing Gap das Bindungsmuster ambivalent und vermeidend gebundener Menschen beeinflusst: Ambivalent gebundene kontrollieren Nähe trotz Wunsch nach Sicherheit, vermeidend gebundene ziehen sich zurück trotz Wissen, dass Nähe förderlich ist

“Wenn ich in Beziehungen immer wieder dieselbe Angst oder denselben Schmerz erlebe, liegt das nicht (nur) am anderen, sondern an meinem inneren Beziehungsmuster”.

– Stefanie Stahl, “Jeder ist beziehungsfähig”

 

Das Problem: Selbst wenn du weißt, wie wichtig emotionale Nähe ist, verhindert dein Nervensystem – geprägt von alten Bindungserfahrungen – oft, dass du dich darauf einlässt. 

Abwehrmechanismen als Schutz gegen emotionale Nähe

Um sich vor dem Risiko emotionaler Verletzung zu schützen, entwickeln viele Menschen Abwehrstrategien.

Typische Mechanismen sind: 

Diese Verhaltensweisen sind meist unbewusst. Sie sollen verhindern, erneut Schmerz zu erleben – führen aber oft genau zu dem, was man eigentlich vermeiden will: Distanz, Missverständnis, Einsamkeit.

Die Rolle der Knowing-Doing Gap in Beziehungen

Die Knowing-Doing Gap entsteht genau hier: Du weißt, dass du offener kommunizieren, dich mehr zeigen oder mehr Nähe zulassen solltest – und doch tust du es nicht. Nicht, weil du nicht willst, sondern weil dein inneres System Schutz vorzieht.

 

Solange diese Muster unreflektiert bleiben, bleibt auch der Zugang zu echten, sicheren Beziehungen blockiert. Die innere Distanz sabotiert das äußere Verhalten – und das wiederum verstärkt die Kluft zwischen Wissen und Umsetzung. 

 

Wenn du merkst, dass du ein Thema mit Abgrenzung hast, obwohl du eigentlich schon weißt, wie “Nein”-sagen geht, dann lies jetzt Bettinas Gastbeitrag auf dem Blog der Stefanie Stahl Akademie:  “Knowing-Doing Gap und Abgrenzung: Warum du deine Grenzen kennst, aber sie trotzdem nicht setzt (Gastbeitrag: ZuRechtPsychologie)”.

Wie Selbstwert die Nähegestaltung beeinflusst

Ein stabiler Selbstwert erlaubt es, in Beziehungen authentisch zu bleiben, Grenzen zu setzen und emotionale Nähe zuzulassen – ohne sich selbst zu verlieren. Menschen mit geringem Selbstwert neigen dazu, sich entweder unterzuordnen oder Nähe abzuwehren, weil sie sich nicht sicher fühlen, angenommen zu werden. Die Folge: Überanpassung, Rückzug oder Kontrolle werden zur Schutzstrategie.

 

“Sich selbst als liebenswert zu empfinden, ist die wichtigste Voraussetzung dafür, Nähe nicht als Risiko zu erleben”.
– Stefanie Stahl, “Jeder ist beziehungsfähig”

Warum Emotionsregulation Beziehungsfähigkeit möglich macht

Ohne die Fähigkeit, innere Spannungen zu regulieren, werden Beziehungen schnell zum Ort emotionaler Entladung: aus Ärger wird Schweigen, aus Unsicherheit wird Rückzug. Gute Emotionsregulation bedeutet, Gefühle zu spüren, zu benennen und ausdrücken zu können – ohne andere zu verletzen oder sich selbst zu verlieren. Sie schafft Handlungsspielraum dort, wo sonst nur Reaktion möglich wäre.

Die Knowing-Doing Gap in Beziehungen – Zwischen Erkenntnis und Verhalten

Viele Menschen wissen, dass ein gesundes Selbstwertgefühl und Emotionsregulation für gute Beziehungen zentral sind – doch genau in Konflikten fällt es schwer, danach zu handeln. Innere Blockaden und automatisierte Muster übersteuern das bewusste Wissen. Die Folge: obwohl man es besser weiß, entsteht wieder emotionale Distanz, passiv-aggressives Verhalten oder Rückzug.

 

“Unsere Gefühle bestimmen mehr über unser Verhalten als unser Wissen. Deshalb genügt es nicht, nur zu verstehen – wir müssen auch lernen, mit unseren Emotionen umzugehen”.
– Stefanie Stahl, “Jeder ist beziehungsfähig”

 

Was hilft, die Lücke zu schließen?

  • Arbeit am Selbstwert – durch Reflektion, Coaching oder Kursinhalte (Wir empfehlen zum Start den Videokurs “Das Kind in dir muss Heimat finden” von Stefanie Stahl)
  • Praktische Tools zur Emotionsregulation – z.B. Atemtechniken, Journaling, Imaginationsübungen
  • Selbstbeobachtung statt Selbstverurteilung – um alte Reaktionsmuster zu entkoppeln

 

Die Kombination aus Selbstwert und Emotionskompetenz bildet die Grundlage, um die Knowing-Doing Gap in Beziehungen nicht nur zu erkennen, sondern aktiv zu schließen.

 

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Selbstwert dich daran hindert ins Handeln zu kommen empfehlen wir dir den Blogbeitrag “Knowing-Doing Gap und Selbstwert – Warum du nicht ins Handeln kommst (Gastbeitrag: Stefanie Stahl Akademie)” aus unserer Reihe.

Praxisimpulse zur Überwindung der Knowing-Doing Gap in Beziehungen

Diese Übungen und Impulse helfen dir dabei vom Denken ins Handeln zukommen und die Knowing-Doing Gap in Beziehungen oder auch in Alltagssituationen zu schließen. Wir empfehlen dir, dich nicht alles auf einmal auszuprobieren und dich dadurch zu überfordern, sondern mit einer Übung zu beginnen und dich in kleinen Schritten vortasten.

“Die größte Veränderung geschieht nicht, wenn wir alles durchschauen – sondern, wenn wir bereit sind, neue Erfahrungen zuzulassen”.

– Stefanie Stahl, “Jeder ist beziehungsfähig”

Körperbasiertes Handeln gegen emotionale Blockaden

(Beziehungs-)Wissen allein verändert wenig, solange dein Nervensystem im Alarmmodus bleibt. Körperarbeit schafft hier einen direkten Zugang zur Veränderung:

1. Schüttelübung

Stelle dich breitbeinig hin und schüttle den ganzen Körper kräftig aus, um Stress abzubauen und Energie zu mobilisieren.

2. Power Pose

Morgens zwei Minuten in der Superhelden-Pose stehen – Hände in die Hüften, Brust raus, Blick nach oben. Diese Übung stärkt das Selbstbewusstsein und fördert eine positive Grundhaltung.

3. Bewusste Atmung

Mehrmals täglich bewusst tief in den Bauch atmen, um innere Ruhe herzustellen und das Stresslevel zu regulieren.

4. Körper-Scan

Sich für 1-2 Minuten vom Kopf bis zu den Füßen mental “abscannen”. Dabei Verspannungen und Empfindungen gezielt wahrnehmen, ohne zu bewerten. 

 

Reflektion als tägliche Praxis

Kleine, konsequent gestellte Fragen schaffen Zugang zu deinen Beziehungsmustern und deiner inneren Welt:

Du bist dir nicht sicher, was du gut kannst und wo deine Stärken liegen, dann empfehlen wir dir Bettinas Beitrag auf dem Blog der Stefanie Stahl Akademie:  “Knowing Doing Gap – So lebst du deine Stärken tatsächlich (Gastbeitrag: ZurechtPsychologie, wird in kürze veröffentlicht und dann hier verlinkt)”.

Fazit: Beziehungsmuster verändern heißt – ins Tun kommen

In Beziehungen reicht Wissen allein nicht. Viele Menschen wissen, wie Kommunikation gelingen könnte, wie Nähe entsteht oder wie man Grenzen setzt – und erleben dennoch, dass sie im entscheidenden Moment in alte Reaktionen zurückfallen. Die Knowing-Doing Gap macht diese Lücke sichtbar – sie ist kein Zeichen von Unfähigkeit, sondern ein Spiegel innerer Schutzmuster.

 

Ob du passiv-aggressiv wirst, dich zurückziehst oder Nähe vermeidest: Diese Verhaltensweisen sind oft automatisierte Strategien, um emotionale Risiken abzuwehren. Doch sie verhindern genau das, was du dir eigentlich wünschst – ehrliche Verbindung, Sicherheit und Vertrauen.

 

Was hilft, ist nicht noch mehr Theorie. Sondern der Mut, neue Erfahrungen zu machen: den Körper einzubeziehen, den eigenen Selbstwert zu stabilisieren und Emotionen regulieren zu lernen. Nur so wird aus Beziehungswissen gelebte Beziehungskompetenz.

Über uns: Die Stefanie Stahl Akademie

Die Stefanie Stahl Akademie ist ein digitaler Lernraum für persönliche Entwicklung, innere Klarheit und psychologische Selbstwirksamkeit. in unseren Online-Kursen verbindest du fundiertes psychologisches Wissen mit praxisnahen Übungen – Schritt für Schritt, in deinem Tempo. 

Jeder Kurs wurde von Stefanie Stahl konzipiert und baut auf bewährten Methoden aus ihrer therapeutischen Arbeit auf: Selbstwert, Bindung, Beziehungskomptenz, Stressbewältigung, emotionale Selbstregulation – alls greifbar, verständlich und umsetzbar. 

Unsere Kurse richten sich an Menschen, die nicht einfach “mehr wissen”, sondern tiefer verstehen wollen. Und an alle, die spüren: Veränderung beginnt nicht im Kopf, sondern dort, wo alte Muster sichtbar und neue Wege begehbar werden. 

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FAQ

Was bedeutet die Knowing-Doing Gap in Beziehungen konkret?

Die Knowing-Doing Gap beschreibt die Kluft zwischen dem Wissen, was gut für die Beziehung wäre (z. B. offene Kommunikation), und dem tatsächlichen Verhalten (z. B. Schweigen, Rückzug, Passiv-Aggression).

Oft verhindern alte Bindungsmuster, unbewusste Schutzmechanismen oder ein instabiles Selbstwertgefühl die Umsetzung des eigenen Wissens. Das Verhalten wird dann stärker durch emotionale Automatismen als durch bewusste Entscheidungen gesteuert.

Ein stabiler Selbstwert ermöglicht Nähe, ohne Selbstverlust zu fürchten. Wer sich innerlich sicher fühlt, kann Grenzen setzen und echte Verbindung zulassen – statt in alte Überlebensstrategien wie Rückzug oder Kontrolle zu verfallen.

Durch bewusste Selbstbeobachtung, Emotionsregulation (z. B. durch Atemtechniken) und konkrete Praxisimpulse wie Körperübungen oder tägliche Reflexionsfragen. Kleine Schritte helfen, aus automatischem Verhalten auszusteigen.

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Stress reduzieren, Resilienz stärken und Ziele erreichen – das sind die Themen, bei denen ich dich unterstützen möchte – und über die ich auch sonst leidenschaftlich gerne spreche und schreibe.

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In diesem Sinne: Viel Spaß mit dem ZuRechtPsychologie Hirnfutter, 

Bettina

Gründerin ZuRechtPsychologie

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